Zulassung Medizin international
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Inhaltsverzeichnis
- 1 Übersichten allgemein
- 2 NC: Was wird als Zulassungskriterium verwendet?
- 3 Wie wird idealerweise ein Zulassungstest eintwickelt?
- 4 Einstufige und mehrstufige Verfahren
- 5 Das "Validierungsdilemma"
- 6 Methoden nach Ländern
- 6.1 Australien
- 6.2 Belgien
- 6.3 Bulgarien
- 6.4 China
- 6.5 Deutschland
- 6.6 Frankreich
- 6.7 Grossbritannien
- 6.8 Israel
- 6.9 Indien
- 6.10 Irland
- 6.11 Italien
- 6.12 Japan
- 6.13 Kanada
- 6.14 Maroikko
- 6.15 Niederlande
- 6.16 Österreich
- 6.17 Pakistan
- 6.18 Polen
- 6.19 Portugal
- 6.20 Schweden
- 6.21 Spanien
- 6.22 Südafrika
- 6.23 Ungarn
- 6.24 USA
- 7 Nachweise und Fussnoten
Übersichten allgemein
- List of admission tests to colleges and universities
- meduni.com D, AT, andere Länder
- Medizin im Ausland studieren (werblich)
- youreurope Portal der EU
NC: Was wird als Zulassungskriterium verwendet?
Zulassungsprozess und Zulassungskriterium sind zu unterscheiden. Der Zulassungsprozess kann aufgrund eines oder mehrerer Kriterien erfolgen (z.B. Test und Interview, Abiturnoten und Test). Die Wahl der Kriterien wird durch die Auswahlziele bestimmt. Jedes Kriterium für sich muss entsprechende Gütekriterien erfüllen (Objektivität, Zuverlässigkeit, Gültigkeit das zu messen, was es vorgibt). Rechtsgleichheit und Willkürfreiheit sind die juritischen Begriffe[1]
Einige Auswahlverfahren sind dabei mehrschrittig, vor allem bei grösseren Bewerberzahlen: (1) Vorauswahl aufgrund eines Test ("screening") und (2) Anwendung aufwändiger Interview- und Assessmentverfahren auf einen vorausgewählten kleineren Personenkreis und weitere Auswahl. Da letztere Methoden zumeist teurer sind, bleiben diese vom Aufwand her bewältigbar.
Nichtstandardisierte Kriterien beruhen z.B. auf Maturanoten, akademischer Vorerfahrung, Berufserfahrung, absolvierten Praktika, Bewerbungsschreiben und der Bewertung von gesellschaftlichem Engagement. Je mehr Bewerber auf einen Platz kommen und je weniger vergleichbar diese nichtstandardisierten Kriterien sind, umso eher werden standardisierte Methoden eingesetzt. Einige Aufnahmeprüfungen sind dabei mehr oder weniger reine standardisierte Abiturprüfungen, einige setzen (ggf auch dazu) psychodiagnostische Kriterien[2]
Man kann folgende Komponenten eher psychometrischer Kriterien unterscheiden, die in Testform erhoben werden (allein oder kombiniert):
Standardisierte Tests
- Sprachkenntnis (für Zulassungen aus dem Ausland)
- Schulwissen (vor allem in Ländern mit heterogenen Schulsystemen oder Zulassungen aus dem Ausland). v.a. Mathematik, Physik, Biologie, Chemie
- Denken und Problemlösen ("Reasoning", logisches Denken), z.B. Textverständnis
- andere kognitive Fähigkeiten wie Konzentration, Gedächtnis, Wahrnehmung ("Werkzeugfunktionen")
- Für beides kann man "intelligenztestnah" mit allgemeinem Material arbeiten oder die Aufgaben anforderungsspezifisch an Studien- oder Berufsanforderungen orientieren
- Sensumotorik, manipulative Fähigkeiten (v.a. Zahnmedizin)
- Selbstbeurteilung von Softskills, z.B. Motivation, soziale Kompetenz, Persönlichkeitstests (selten, da leicht sozial erwünscht verfälschbar)
- "SJT" Situational Judgement Tests hier eine Stellungnahme, warum wir auf eine Pilotstudie verzichteten und hier eine Übersicht der AAMC (USA)
Sonstige psychodiagnostische Methoden
- Ausdrucksfähigkeit (schriftliche Essays. Motivationsschreiben, die nach bestimmten Kriterien standadisiert bewertet werden)
- standardisierte Interviews (geschulte Interviewer beurteilen nach einheitlichen Kriterien)
- sonstige Assessments (standardisierte Problemsituationen, auf die zu reagieren ist, Beurteilung vergleichbar wie Interviews)
- Biografische Methoden: Einbezug von Vorerfahrungen, Berufserfahrungen, sozialem Engagement etc., die ggf.zu Bonifikationen führen
Wie wird idealerweise ein Zulassungstest eintwickelt?
- Definition des Zielkriteriums (Studieneignung, Berufseignung, beides)
- Anforderungsanalyse zur Identifikation der einzelnen Anforderungen (z.B. hier der AAMC)
- Definition von Merkmalen, die man benötigt, um diese Anforderungen zu erfüllen
- Konstruktion von Aufgaben zur Erfassung dieser Merkmale, abstrakt oder tätigkeitsspezifischer
- Idealerweise Aufgabenerprobung (siehe Testschutz beim EMS), möglichst unter Ernstfallbedingungen (z.B. eingestreut, aber nicht gewertet)
- Testung und Auswahl der Personen, die ein bestimmtes Kriterium erfüllen (und dann ggf. weitere Auswahl) oder kapazitätsgenaue Auswahl aus der Rangreihe nach dem Ergebnis ("wettbewerbsorientiertes Reihungsverfahren").
Die Zulassungsverfahren unterscheiden sich auch, weil die Zieldefinition, die politischen Voirgaben, die einbezogene psychometrische Basis und auch die "Investitionsbereitschaft" sich stark unterscheiden.
Einstufige und mehrstufige Verfahren
Folgende Modele kann man unterscheiden:
- Ein Kriterium für die Zulassung; dieses kann homogener (kognitive Studierfähigkeit; Schweiz) oder heterogener (Additive Kombination aus kognitiven Leistungen, Schulwissen und sozialem Wissen; Österreich) zusammengesetzt sein.
- Mehrere Kriterien für die Zulassung, meist verbunden mit festen prozentualen Quoten
- Parallel (z.B. Deutschland früher Abiturdurchschnitt, Test, Wartezeit, Kombinationen)
- Sequentiell mit der Möglichkeit der Vorselektion und Anwendung auf-wändiger Methoden nur für einen eingeschränkteren Personenkreis (z.B. Israel zuerst ein Test und dann ergebnisabhängig Einladung eines Teils zu Interviews)
Das "Validierungsdilemma"
In den ersten Jahren erfolgt vor allem eine Vermittlung und Prüfung mathematisch-naturwissenschaftlichen Wissens. Studieneignung wäre operationalisiert als Fähigkeit, sich diesen Stoff effektiv anzueignen und die Prüfungen möglichst im ersten Anlauf in der vorgesehenen Zeit zu bestehen. Daher ist es nicht verwunderlich, dass im Rahmen des Zulassungsverfahren geprüftes Wissen oder geprüfte Fähigkeiten zur Wissensaneignung die höchste Prognosekraft für Studienerfolg haben, indem sie mit Noten und Studiendauer am höchsten kovariieren. Definiert man Studienanforderungen, die diesen Studienerfolgskriterien ferner stehen (von sozialen Kompetenzen über räumliche Vorstellungen bis zu sensumotorischen Fähigkeiten), sind bei entsprechenden empirischen Analysen geringere Prognoseleistungen zu erwarten. Die gesamten im Rahmen der Berufseignung diskutierten "soft skills" hätten ein Problem, dass sich deren Sinn zwar theoretisch ableiten lässt - die empirische Begründung für ihren Nutzen aber ausserordentlich schwer fällt. Ein Weg wäre, dass die Prüfungsleistungen selbst solche Dinge verstärkt verlangen (z.B. OSPE-Prüfung). Ausserdem ist bei sich verschärfendem NC der zugelassene Personenkreis hinsichtlich des Zulassungskriteriums immer homogener - immer weniger Personen mit schlechteren Leistungen werden zugelassen. In den ersten Jahren des NC in der Schweiz wurde durch Nachrückungsverfahren praktisch das gesamte Leistungsspektrum zugelassen und es konnte nachgewiesen werden, dass Personen unter einer bestimmten Leistungsgrenze sehr wenige Chancen auf ein Prüfungsbestehen haben. Der heute zugelassene Personenkreis unterscheidet sich viel weniger beim Testergebnis. Das korreliert allerdings damit, dass heute über 90% der Personen die Prüfungenschaffen - früher war dies die Hälfte.
Methoden nach Ländern
Australien
- Undergraduate Medicine and Health Sciences Admission Test (UMAT) Section 1: Logical reasoning and problem solving (48 questions), Section 2: Understanding people (44 questions), Section 3: Non-verbal reasoning (42 questions, ähnelt Intelligenztest)
- Graduate Medical School Admission Test GAMSATI Reasoning in Humanities and Social Sciences, II Written Communication, III Reasoning in Biological and Physical Sciences (siehe auch hier)
Belgien
- Test d'orientation du secteur de la santé ARES mathématiques (25 questions), anglais (20 questions), biologie (25 questions), français (15 questions), physique (25 questions), chimie (25 questions).
- toelatingsexamen Teil 1: Mathematik, Physik und Chemie in den Morgen. Teil 2: Biologie am Nachmittag. (Flandern)
Bulgarien
- Mittelschulnoten in Biologie und Chemie - Je nach Uni ergänzt durch Multiple-Choice-Tests in Biologie und Chemie
China
Deutschland
- TMS Partnertest des EMS
- HAM (entwickelt in HAMburg)
- HAM-NAT Wissenstest Mathematik, Physik, Chemie, Biologie Der HAM-Nat ist ein Multiple-Choice-Test mit Fragen zu medizinisch relevanten Aspekten der Fächer Mathematik, Physik, Chemie und Biologie. Der Naturwissenschaftstest HAM-Nat wird ca. um 09:00 Uhr beginnen und insgesamt (Einlass, Begrüßung, Austeilen der Testunterlagen etc.) bis 12:30 Uhr dauern. Die reine Testzeit beträgt ca. 120 Minuten, in denen 80 Multiple-Choice-Aufgaben bearbeitet werden müssen.
- HAM-INT Das HAM-Int ermittelt psychosoziale Kompetenzen und besteht aus mindestens acht Kurzgesprächen mit einer Dauer von jeweils fünf Minuten zu unterschiedlichen Themenschwerpunkten und wird dieses Jahr erstmalig um eine 20-minütige Gruppenaufgabe erweitert. Das HAM-Int dauert ca. 5 Stunden (Einlass, Begrüßung, Durchführung, Wartezeit zwischen den Bestandteilen des HAM-Int) und wird aus Kapazitätsgründen in mehrere Durchläufe aufgeteilt.
- HAM-MRT Mentales Rotieren Zahnmedizin
- HAM-Man Drahtbiegeprobe Zahnmedizin
- siehe auch Medizinstudium 2020
Frankreich
- Concours de PACES (première année commune aux études de santé) Vorbereitungskurs mit anschliessender Selektion auf Basis eines NC.
Grossbritannien
- BMAT BioMedial Admissions Test (siehe auch hier) und hier ein Beispielheft
- Aptitude and Skills (Problem solving, understanding arguments, data analysis and inference) 35 MC-Fragen, 60 Minuten
- Scientific Knowledge and Applications (The ability to apply scientific knowledge typically covered in school Science and Mathematics by the age of 16 (for example, GCSE in the UK and IGCSE internationally), 27 MC-Fragen, 30 Minuten
- Writing task The ability to select, develop and organise ideas, and to communicate them in writing, concisely and effectively. One writing task from a choice of four questions 30 Minuten
Israel
- Psychometric Entrance Test (PET) des NITE Der PET IST mit dem Schweizer Eignungstest für das Medizinstudium (EMS) vergleichbar, erfasst ebenso «Fähigkeiten, die für akademische Studien erforderlich sind (verbal reasoning, quantitative reasoning, English). Die ersten beiden Faktoren sind nahezu identisch abgedeckt. Sprachkenntnisse müssen wir in der Schweiz nicht testen.
Indien
Irland
- Health Professions Admission Test HPAT hier das booklet Logiical Reasoning and Problem Solving (44 Fragen), Interpersonal Understanding (36 Fragen), Non Verbal reasoning (30 Fragen)
Italien
- International Medical Admissions Test (IMAT) 7 italienische Universitäten,.
- meist mit Intzerview
Japan
Kanada
Maroikko
-‐ Test in Naturwissenschaften, Chemie, Physik und Mathematik
Niederlande
Leiden: BioMedical Admissions Test (BMAT) Leiden entspricht fast dem BMAT Grossbritannien
Österreich
- MedAT
- BMS Basiskenntnistest schulisches Vorwissen über medizinrelevante Grundlagenfächer, insbesondere Biologie, Chemie, Physik und Mathematik
- KFF Kognitive Fähigkeiten und Fertigkeiten 5 Aufgabengruppen, nahe an Intelligenztestaufgaben
- TV Textverständnis
- SE Soziales Entscheiden (MC) Eigenschaft, Entscheidungen in sozialen Kontexten hinsichtlich ihrer Bedeutung zu reihen. Beispielaufgaben
- MF Manuelle Fertigkeiten (Zahnmedizin) Drahtbiegen und Spiegelzeichnen
- Aufnahmeverfahren der privaten Universität Salzburg
- Aufnahmeverfahren der Karl-Landsteiner-Privatuniversität Krems
Pakistan
Polen
- Auswahltest Katowice (Studium auf Englisch, spricht vor allem deutsche "NC-Flüchtlinge" an.
Portugal
NC, Zulassungstests: Provas específicas von der entsprechenden Hochschule
Schweden
- Swedish Scholastic Aptitude Test
- A new admission procedure to dental education at The Karolinska Institute. An initial evaluation
Spanien
Aufnahmeprüfung, das "Selectividad". Ob man für einen Studienplatz zugelassen wird, errechnet sich aus der Abiturnote und den Ergebnissen im Selectividad.
Südafrika
NBT test: 1. Academic and Quantitative Literacy Test (AQL); 2. the Mathematics Test (MAT). Diese Testresultate werden in Ergänzung zu den Schulnoten berücksichtigt.
Ungarn
Test in Biologie, Chemie, Englisch, Bewerbungsgespräch
USA
- Medical College Admission Test (MCAT) siehe auch hier
- Interessant auch: GPA
- Dental Admission Test (DAT) siehe auch hier
- AMCAS Zulassungsservice
Holistic Admission
- "Holistic Admissions" Fazit: Ein Grund der Einführung ist auch, dass viele angewendeten Tests Wissenstests (Schulwissen) sind oder solche Komponenten enthalten. In Ländern mit heterogenen Bildungssystemen sieht man darin ein Fairnessproblem, dass bestimmte Schichten dadurch eine geringere Chance auf ein Studium haben. Einige, besonders die neuen Universitäten wollen sich durch Berücksichtigung profilieren.
- Roadmap to Excellence: Key Concepts for Evaluating the Impact of Medical School Holistic Admissions AAMC 2013. Gute Übersicht, was es ist, welche Voraussetzungen gelten und wo Probleme liegen können, wenn man es falsch anwendet.
- Übersichtsartikel Holistic Admissions in the Health Professions FINDINGS FROM A NATIONAL SURVEY
- About Holistic Admissions
- New Medical Schools Use Holistic Admissions to Create Diverse Classes That Will Fulfill Diversity-Related Missions, Goals
- Application Essentials I: The Holistic Review Process
- A holistic review of the medical school admission process: examining correlates of academic underperformance
- Holistic Review — Shaping the Medical Profession One Applicant at a Time
Nachweise und Fussnoten
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